Blog-Layout

Seife und Marseille

Feb. 19, 2022

Badeschuh - Reisen, Marseille und Seife
 

Badeschuhe ohne Wasser - geht nicht.

Ich ohne Seife - geht auch nicht.

Nach dieser hier,  bin ich inzwischen süchtig.


Bereits bei unserer ersten Reise in den Süden Frankreich´s sind mir verschiedenen Dinge ins Auge gefallen.

So zum Beispiel die Seifenläden. So schön!

So farbig und duftig, genau mein Ding.


Das hat mich veranlasst, zu recherchieren.

Wieso ausgerechnet hier - Seife?

Im Süden Frankreichs würde man doch andere Produkte erwarten?

Aber sie ist berühmt, die Seife aus Marseille.

Woher kommt die Seife und wie lange gibt es sie hier schon? Wie wird sie hergestellt?

Gerne gehe ich diesen Fragen auf den Grund.


Das schöne ist, erst wenn man öfter eine Region besucht, kann man tiefer eintauchen.

Man entdeckt diese interessanten Dinge und kann sie intensiver beleuchten.

Von diesen Traditionen und Geschichten gibt so viele, die nur darauf warten, von uns entdeckt zu werden. Genau das ist es, was Reisen ausmacht -  die Welt kennenlernen!




Der Ursprung der Seife


Seit der Antike bereits wird in Frankreich Seife verwendet.

Damals von den Galliern, aus einem Gemisch von Talg und Asche.


Aber eigentlich hat die Seifenherstellung ihren Ursprung in Syrien.

Hier gibt es sie seit tausenden von Jahren.

Die Basis bildeten dabei Olivenöl und Lorbeer.


Auf Kreuzzügen entdeckt, wurde sie dann mitgebracht und kam so bereits im

12. Jahrhundert nach Marseille.


Hier gibt es natürlich den optimalen Standort.

Südfrankreich - die Provence - Oliven - Lavendel und so viele andere  herrliche Düfte.

Sie entfalten sich intensiv unter der südlichen Sonne und können in vielen Produkten verarbeitet werden.



Die Basis der Seifen

aus Marseille


Zunächst wurden als Rohstoffe das Olivenöl aus der Provence und Soda benutzt.


Soda, so erinnern wir uns ist Natriumcarbonat.

Es wird aus der Asche der hiesigen Pflanzen -

aus dieser "salzhaltigen" Umgebung gewonnen.


Dazu wurden:

- die Pflanzen mit hohem Salzgehalt verbrannt

  (sie wachsen hier auf den Salzwiesen, den Etangs)

- diese Verbrennungsrückstände wurden extrahiert, das heißt

- die feuchte Asche wird in ein Tuch gegeben und ausgepresst

- diese Flüssigkeit wurde in Bottichen aufgefangen

- die Bottiche wurden in der südliche Sonne stehen gelassen

- die Feuchtigkeit verdampfte.


Nur durch den Einsatz dieser regionalen Produkte,

konnte die Seife ihre Einzigartigkeit erlangen.


Alle Rohstoffe sind hier zu Hause.

Die Oliven wachsen um die Ecke, der Lavendel wird seit Ewigkeiten hier in der Provence angebaut,

ebenso wie viele andere Kräuter und Pflanzen.

Das ist die ideale Basis für die verschiedenen Düfte der Seifen. Düfte die uns den Kopf verdrehen und

die Sinne benebeln und unsere Stimmung beeinflussen können - ebenso wie Farben.


Der Wind in der Provence, der Mistral, begünstigen die Trocknung der Seifen.


Gegensatz: Die Seifen der sonst bekannten Hersteller verwendeten Kaliumsalz aus Holzasche?!




Der Beginn - Marseille - die Seifenherstellung am Meer


1371 Crescas Davin = erster offizieller Seifen-Meister mit Zertifikat - der dieses Soda verwendete                                    

1593 Georges Prunemoyr = Gründung der ersten Manufaktur zur Seifenherstellung in Marseille


Lange Zeit konnte viel zu wenig hergestellt werden, als dass alle etwas davon gehabt hätten.

Zu dieser Zeit gab es hier noch viele Seifen aus Genua und Alicante, die auf den Märkten vertrieben wurden.

Aber die eigene Produktion nahm stetig zu.


1660 gab es bereits Fabriken, die fast 20 Tonnen jährlich produzierten.


Zu Zeiten Louis des XIV - des Sonnenkönigs - erlangte die Seife eine sehr hohe Qualität.

War er doch für seine Ästhetik in jeder Hinsicht bekannt.

Hat Euch eine Eurer Reisen vielleicht bereits einmal in das Schloss von Versailles geführt?

Oder habt Ihr den Film - Die Gärtnerin von Versailles gesehen? Dann wisst Ihr, wie wunderschön und ästhetisch dort alles ist,

vom Spiegel bis zum Garten - traumhaft).


1688 erließ er ein Edikt, dass diese Seife

- in großen Kesseln gekocht werden muss

- keinerlei tierische Fette enthalten darf

- der Ölgehalt mindestens 72 % betragen muss

- nicht im Sommer produziert werden darf,

   da die Hitze die Qualität beeinflusst.


Eben diese Regeln, eben diese Verordnung sichern bis heute die hohe Qualität der Seife.

Sie sorgt für den einzigartigen Ruf der

  "Savon de Marseille".


1786 gab es dann bereit 49 Fabriken mit 600 Arbeitern.


Zu Zeiten der Französischen Revolution boomte die Herstellung noch mehr und die bisher verwendeten Rohstoffe wurden knapp und reichten nicht mehr aus.

Es wurde Soda aus Meersalz hergestellt und auch Schwefelsäure kam zum Einsatz.


1812 erließ Napoleon ein Dekret, nach diesem musste die echte Seife jetzt gekennzeichnet werden.


Ein Fünfeck - in der Mitte Oliven, der Name des Herstellers und die Stadt Marseille.


Dies war einen Auszeichnung für die Hersteller, kam aber auch einer Warnung gleich.

Vor Täuschung und Fälschung wurde gewarnt,

mit erheblichen Geldstrafen geahndet und die Seife wurde beschlagnahmt.


1820 begann man außerhalb mit neuen Fetten zu experimentieren.

So kamen Kokosöl und Palmöl zum Einsatz.

Die Konkurrenz schlief nicht!

Seifenmanufakturen in Paris und in England entstanden...und hier wurden Seifen aus Talg

und damit viel billiger hergestellt.


Die Qualität der Seife aus Marseille - mit dem Soda aus den Salzwiesen des Meeres hergestellt - setzte sich  durch.

Das konnte auch die Mechanisierung der Herstellung, die es im 20. Jahrhundert gab,

nicht ändern. Die alten Verfahren wurden erhalten

und damit auch die so wichtige Tradition.


1938 wurden 120.000 Tonnen produziert.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges waren die Seifenhersteller aus Marseille für die Hälfte der französischen Produktion verantwortlich.


Dann geschah es...

zunehmend wurden die Seifen durch synthetische Waschmittel ersetzt.



Aber: Seit 1980 besinnt sich die Menschheit 

und setzt wieder stärker auf

    Natürlichkeit und die Authentizität.

 

Vegan wird ein großes Thema - ebenso wie

BIO,  Ethik, und Tierschutz und Schutz

der Meere.

Die Sorge um die die Gesundheit, den Naturschutz

und unsere Erde gewinnt immer mehr die Oberhand.


So sind diese natürlichen Seifen beliebt wie nie,

da sie mit diesen Punkten im Einklang liegen.



Savon de Marseille - heute

 

Leider gibt es heute nur noch ganze vier Seifenfabriken in der Region Marseille.

Diese achten bei ihrer Produktion streng auf das alte Edikt, die alten Regeln, das Reinheitsgebot. Demnach enthält diese Seife immer 72 % Olivenöl und es gibt noch die tollen, urigen und berühmten 300 und 60o Gramm Würfel.


Es hat ein Zusammenschluss der Fabriken zu einer  Genossenschaft gegeben.

Die "L´union des professionells du Savon de Marseille".

Sie setzten sich zusammen für den Schutz und die Anerkennung sowie den Respekt vor der Tradition der jahrhundertealten Herstellung der Seife und der alten Verfahren ein.


(Quellen:  savonnerie.du.midi, wikipedia, marseille-tourisme.com)


Savonnerie du Midi


Eine dieser Manufakturen zur Seifenherstellung aus der Provence möchte ich Euch noch vorstellen.


Die Savonnerie du Midi ist in Marseille zu finden.

Die geografische Lage wird durch die Lage am Meer und den Hafen begünstigt.

So können die Produkte seit jeher in die Welt hinaustragen werden.


1894 ursprünglich gegründet von Herrn Garbit - einem Kräuterkundler und Unternehmer

im Norden von Marseille im Stadtteil Carnet.

Zu diesem Zeitpunkt gab es 3 Marken, darunter

 die "La Corvette"

(marineblaues Logo mit Segelschiff - 18. Jh.).

La Corvette ist die einzige Seife, die noch heute hergestellt wird.

1970 zog das Unternehmen um in eine alte Mühle.

Diese - 1870 erbaut - war eigentlich bestimmt zum Mahlen von Getreide und Gries.


Zuerst wurde die Seife - grün wie die Oliven in 5 Kilo - Blöcken oder mit sogar noch mehr Gewicht - hergestellt.

1990 - bietet die Savonnerie als erste ihre Seife auch flüssig an.

1995 - wird die Marke "Maitre Savon de Marseille" gegründet

2007  - entsteht die Kosmetiklinie "Plaisir Bio" - 

ein neues Engagement in dieser Hinsicht.


2018 - wird das äußerst interessante Museum gegründet.

Auf einer Fläche von 285 m² lernt und sieht man alles über die Herstellung der Seife und kann im Shop natürlich auch diese Produkte von "La Corvette" kaufen.

Es gibt Führungen von ca. 1,5 Stunden.


Anschrift: 72 rue Augustin Roux in 130 Marseille


Phone: +33 (0)491 60 54 04

mail: musee@savonneriedumidi.fr


Öffnungszeiten: Dienstag 10:30 Uhr

und während der Schulferien: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag um 10:30 Uhr

Anmeldungen unter: musee@savonneriedumidi.fr.

Eintrittspreise: 7,00 Euro/ ermäßigt; 5,00 €/ Kinder unter 5 Jahren kostenfrei



Das ist nur ein kleiner Auszug zu Geschichte und Produkten der Savonnerie.

Ein gutes Beispiel, wie man sich auch als Unternehmen für Traditionen

und Umweltschutz einsetzten kann.



Der Savonnerie du Midi wurde ausgezeichnet als Unternehmen mit traditionellem Knowhow.


(Quellen: wikipedia und savonneriedumidi.fr)



Die Seifen - in Form, Farbe, Duft


Erfinderisch und der Zeit angepasst, werden die Produkte heute in vielen Geschäften verkauft.

Es ist ein ganz besonderes Erlebnis da einzutreten.

Zu schnuppern und zu schauen.


Unterschieden werden muss erst einmal, ob wir Seife

- für die Wäsche oder

- für den Körper suchen.

Denn beides ist zu haben...und noch vieles mehr.


Wunderschön dekoriert haben wir die Qual der Wahl.


In den Regalen, nach Farben sortiert, hat man es nicht leicht, das richtige zu finden.

Obwohl sie alle "richtig" sind.

Aber sich für einen Duft zu entscheiden, fällt so richtig schwer.


Da gibt es: natürlich Olive und Lavendel, Mango oder Pfirsich, Rosen oder Thymian, Jasmin oder Magnolie... aber auch Ananas, Pfefferminz und Schokolade....

einfach alles, was man sich an Duft vorstellen kann.

Ich vergleiche es mal mit einer riesigen Eisdiele - nur ist es eben Seife.



Aber es gibt auch die tollen Seifenwürfel  - in olivgrün und lila und weiß.


...und andere Kreationen, Seifen aufgefädelt am Band oder als Skulptur

 - z. B. Fische oder Seesterne

Sehr dekorative Seifenstückchen finden wir hier.

Aber inzwischen bietet man auch diverse Accessoires zum Verkauf an.

Seifenschalen, typische Töpferware für hier oder Badewännchen für die Seife zum Aufbewahren.

Kleine, fertige Geschenkverpackungen, Miniseifen, oder kleine Seifenstückchen als Meeresgetier

in sämtlichen Farben und Formen.... etwa oder auch Raumdüfte.


Deshalb verlasse ich nie das Geschäft ohne mindestens 10 Stück Seife.


Es war eine lange Reise hierher und wir müssen bis zum nächsten Besuch Vorrat haben.



Fazit


So mancher möchte jetzt sagen, wer nimmt denn noch Seife in Stücken?


Nun ich - die Einheimischen und die anderen Millionen Touristen, die diese Region

jedes Jahr besuchen und hier einkaufen.

Der Erfolg dieser Geschäfte gibt uns recht.

Vielleicht ist es auch Dein Anliegen, die Umwelt ein wenig mehr zu achten? Weniger Plastik zu kaufen und auf chemische Produkte zu verzichten?

Du verzichtest auf nichts.

Dagegen ist es doch eine Kleinigkeit,

die Seifenschale auszuwaschen.



Besucht bei Euren nächsten Reisen doch

unbedingt diese Geschäfte, lasst Euch

von den betörenden Düften umschmeicheln,

einhüllen und verführen (zum Kaufen).


Ich hoffe, es hat Euch Spaß gemacht, den Artikel zu lesen und ich konnte Euch auch ein wenig neues

vermitteln.


Ich liebe diese Gegend, diese Reisen ans Meer.

Es ist nicht immer nur der Strand, der hierherlockt.

Es sind immer Menschen und Traditionen, die

dahinter stehen, die uns Einblick in die Vergangenheit geben und vielleicht ein wenig den Weg in die Zukunft weisen.


Darf ich um einen Kommentar  bitten?

 - Merci - cordialement Viola.



Kommentar

Share by: